- Martina Rieschl
- 15 April 2023
Gerade am Beginn der Selbstständigkeit wird einem schnell das Gefühl vermittelt, dass man überall präsent sein soll. In persönlichen Netzwerken, auf Konferenzen oder Messen, im Internet mit einer Website und selbstverständlich auf Social Media. In diesem Beitrag sehen wir uns das Thema Selbstständigkeit ohne Social Media genauer an. Geht das überhaupt und was gilt es zu beachten?
Elisa hasst Instagram, LinkedIn und Co
Elisa ist 28 Jahre alt und hat vor ein paar Monaten den Meisterbrief als Installateurin erworben. Nach einige Jahren in der Hauptstadt zieht es sie zurück ins Dorf, wo sie aufgewachsen ist. Sie möchte zukünftig ihre eigene Chefin sein und beschließt gemeinsam mit einem Freund – einem Klimatechniker – einen eigenen Betrieb zu eröffnen.
Die ersten Aufträge werden schnell über Verwandte und Bekannte lukriert. Im Dorf gibt es keinen Installateur-Betrieb mehr und so spricht sich rasch herum, dass es endlich wieder ein Angebot gibt. Elisa und ihr Geschäftspartner müssen zwar gegen einige Vorurteile – zu jung, zu wenig Erfahrung, eine Frau als Handwerkerin etc. – ankämpfen, jedoch überzeugen sie mit ihrer Kompetenz und Tatkraft. Die Auftragslage ist gut.
Wer macht Marketing und so?
Die zwei Firmengründer sind nicht blauäugig und ihnen ist bewusst, dass es unklug ist, sich nur auf Mundpropaganda zu verlassen. Sie haben nur ein Problem: Beide hassen Facebook, Instagram, TikTok und Co und haben keine Lust und Motivation sich auch nur irgendwie damit zu beschäftigen.
Weder Elisa noch ihr Kollege haben die Zeit sich mit ausgeklügelten Marketing-Strategien zu beschäftigen und Content-Pläne zu erstellen. Sie können dafür auch niemanden anstellen, da zum derzeitigen Zeitpunkt das Geld dafür nicht reicht. Eine Unternehmens-Website haben sie dementsprechend auch nicht.
Meine Meinung zu diesem Fall: Minimalismus kann eine Lösung sein
- Erstellen einer minimalistische Webseite, welche ihr Angebot, Kontakt, die Präsentation von zwei bis drei Musterprojekten und selbstverständlich eine Datenschutzerklärung sowie ein Impressum umfasst.
- Keine Social Media-Kanäle, jedoch die Namen für die Zukunft reservieren.
- Google-Business-Eintrag erstellen.
- Eintrag im WKO Firmen A-Z pflegen.
- Vorhandenes Budget für die Schaltung von Inseraten in lokalen Zeitungen nutzen.
- Die Themen Social Media bzw. generell den Internetauftritt regelmäßig neu bewerten.
Wann kann es sinnvoll sein auf Social-Media-Marketing zu verzichten?
Da viele Menschen einen erheblichen Teil ihrer Zeit auf diversen Social Media-Kanälen verbringen, ist es für Unternehmen mittlerweile fast ein „Muss“ ebenfalls auf Social Media vertreten zu sein. Es kann jedoch gute und wichtige Gründe geben, auf diese Marketing-Kanäle zu verzichten.
Deine Zielgruppe ist in sozialen Netzwerken nicht aktiv
Für dein Unternehmen ist es nur dann sinnvoll auf Social Media vertreten zu sein, wenn deine Zielgruppe diese Kanäle nutzt und konsumiert. Du kennst deine Kund*innen am besten. Nur du weißt, ob deine Klient*innen Facebook, Instagram, TikTok oder ähnliches nutzen. Tun sie das nicht, sind soziale Medien für dein Business nicht relevant.
Keine Lust, Wille, Motivation für soziale Netzwerke
Kannst du dich beim besten Willen nicht mit LinkedIn, Twitter oder TikTok anfreunden? Dann lass es! Es bringt nichts, Zeit und Mühe in etwas zu stecken, was dir keine Freude bringt. Such und nutz andere Möglichkeiten.
Denkst du eventuell über einen minimalistischen Internetauftritt nach. Wie im Beispiel oben beschrieben, gibt es einige Möglichkeiten, mit wenig Aufwand eine Basis für die Zukunft zu schaffen. Diese kannst du später bei Bedarf und Wunsch ausbauen.
Fehlende Ressourcen und Inhalte
Wenn du weder Zeit, Geld oder Inhalte für soziale Netzwerke hast, solltest du es lieber sein lassen. Deine Kund*innen wollen für sie relevante Inhalte, die ihnen einen Mehrwert bieten. Kannst du nicht regelmäßig und kontinuierlich Content anbieten, dann solltest du deinen Social Media-Start überdenken bzw. auf später verschieben.
Die Pflege von Social Media, einer Webseite, Google-Bewertungen etc. kostet Zeit. Das sollte dir bewusst sein. Überlege dir vor dem Start, ob du genug Ressourcen dafür hast.
Eventuell reserviere bereits den Benutzernamen für später. Verweise jedoch nicht auf deiner Webseite auf einen toten Instagram-Account oder ähnliches. Es wirkt einfach unprofessionell.
Ohne Plan wird es ein langer Weg ins Ziel
Um in den sozialen Netzerken nicht planlos herumzuirren, solltest du eine klare Strategie verfolgen. Nur wenn du weißt, wohin du willst, wirst du ankommen. Dazu gehört, dass
- du deine Zielgruppe kennst,
- passende Inhalte hast,
- weißt, wie du deine Geschichte erzählen willst,
- idealerweise einem Corporate Design folgen kannst und
- realistische Ziele an Social Media hast.
Da die Pflege von Facebook, Instagram, LinkedIn und Co einiges an Zeit in Anspruch nimmt, solltest du nicht planlos loslegen. So vermeidest du unnötigen Frust. Ähnlich wie bei der Suchmaschinenoptimierung ist das Thema „Social Media im Unternehmen“ ein Marathon und kein Sprint.
Erfolgreich selbstständig ohne Social Media
Es gibt viele Möglichkeiten, um Reichweite und Sichtbarkeit zu generieren. Social Media ist kein Muss, sondern eine Option.
So kannst du ohne Social Media online sichtbar werden
Es gibt viele Alternativen zu Social Media. Diese können offline oder online sein. Um potenzielle Kund*innen auf dich aufmerksam zu machen, kannst du
- klassische Inserate in Zeitungen schalten,
- als Sponsor tätig werden,
- in Business-Netzwerken aktiv werden,
- deine Website für Suchmaschinen optimieren,
- Google-Werbung schalten,
- einen Blog aufbauen,
- eine E-Mail-Liste aufbauen,
- Gastbeiträge bei Kolleg*innen veröffentlichen,
- Fachvorträge halten,
- Kooperationen eingehen,
- usw.
Übrigens, einige Möglichkeiten, um dich und dein Unternehmen im Internet zu präsentieren, habe ich in diesem Artikel zusammen gefasst.
Nachteile und Gefahren von Social Media
Es ist derzeit schwieriger den je auf Instagram und Co Reichweiten zu generieren und eine Marke aufzubauen. Es ist nicht unmöglich. Allerdings ist Social Media unbestritten ein großer Zeitfresser. Die Erstellung von Content (Beiträge, Reels, Videos, Shorts etc.) kostet viel Zeit. Abhängig von deiner Nische und deinen persönlichen Vorlieben, solltest du daher entscheiden, ob es für dich sinnvoll ist auf Social Media präsent zu sein.
Auf deinem Social-Media-Kanal bist du angreifbar. Die Menschen können dich und dein Angebot schnell und einfach kritisieren und ins negative Licht rücken. Wenn du nicht gerne öffentliche Diskussionen austrägst, dann sind LinkedIn, Instagram oder Facebook eventuell nicht deine idealen Kanäle, um Geld zu verdienen.
Außerdem merke in in letzter Zeit bei mir und auch bei vielen Freund*innen, Bekannten und Kolleg*innen, dass sich eine gewisse Social-Media-Müdigkeit breit macht. Die Menschen sind übersättigt und haben keine Lust mehr, ständig bewertet und verglichen zu werden. Social Media tut nicht immer nur gut.
Fazit: Du kannst unabhängig von Social Media erfolgreich sein
Für Unternehmen kann es also durchaus Sinn machen, bewusst auf Social Media zu verzichten:
- keine Zeit und/oder kein Geld
- Zielgruppe nicht auf Social Media aktiv
- persönliche Vorlieben und damit mehr Freude mit anderen Marketing-Kanälen
- kein definiertes Ziel
Auf jeden Fall sollte die Entscheidung für oder gegen Social Media als Marketing-Kanal überlegt getroffen werden.
Reden wir über deine Social Media-Strategie
Ich unterstütze dich bei der Überarbeitung deiner aktuellen Strategie für Social Media bzw. helfe dir eine Taktik für deinen Social Media Auftritt zu entwickeln. Bei der Umsetzung stehe ich dir mit Rat und Tat zur Seite.
Du musst nicht alles selbst machen. Vor allem Aufgaben, die du nicht so magst, kannst du an jemanden auslagern, der mehr Freude daran hat.