- Martina Rieschl
- 11. März 2025
Viele Website-Betreiber denken bei Barrierefreiheit nur an Menschen mit Sehbehinderung – doch sie betrifft uns alle! Eine barrierefreie Website ist nutzerfreundlicher, verbessert die Reichweite und hilft sogar bei SEO.
Für größere Unternehmen es sogar zur Pflicht Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zugänglich zu machen.
Warum ist Barrierefreiheit wichtig?
Barrierefreiheit im Web ermöglicht es Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen – sei es Sehbehinderung, motorische Einschränkungen oder kognitive Beeinträchtigungen – eine Website uneingeschränkt zu nutzen. Darüber hinaus profitieren alle Nutzer von einer klar strukturierten, gut lesbaren und einfach bedienbaren Website. Unternehmen und Website-Betreiber
- erhöhen so ihre Reichweite,
- vermeiden rechtliche Probleme und
- verbessern das Nutzererlebnis für alle.
Der European Accessibility Act (EAA)
Ab 28. Juni 2025 tritt der European Accessibility Act (EAA) in Kraft, der für viele Unternehmen die Barrierefreiheit zur Pflicht macht. Der EAA verlangt, dass digitale Produkte und Dienstleistungen – darunter Websites, Apps und Online-Shops – barrierefrei gestaltet werden. Besonders betroffen sind Banken, E-Commerce-Anbieter, Softwareentwickler und andere digitale Dienstleister.
Unternehmen, die den EAA nicht einhalten, riskieren ab Mitte 2025 Sanktionen. Daher lohnt es sich, bereits jetzt Maßnahmen umzusetzen, um rechtzeitig vorbereitet zu sein. Wer frühzeitig Barrierefreiheit integriert, vermeidet nicht nur rechtliche Probleme, sondern verbessert auch die Usability für alle Nutzer.
Digitale Barrierefreiheit: Erste Handlungen und Checks
Farben mit starkem Kontrast wählen
Ein ausreichender Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund erleichtert die Lesbarkeit. Personen mit Sehschwächen oder Farbenblindheit profitieren von deutlichen Unterschieden. Nutze Tools wie den WebAIM Contrast Checker, um den Kontrast zu überprüfen. Ein guter Richtwert ist ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für normalen Text und 3:1 für große Schrift.
Tipp: Wenn du erst dabei bist dein Branding zu definieren, hilft dir das Color-Tool von Adobe nicht nur bei der Auswahl der Farben. Es gibt auch ein Barrierefreiheits-Tool, wo du den Kontrast gleich prüfen kannst.
Ausreichende Schriftgröße wählen
Die Schriftgröße sollte so gewählt sein, dass sie gut lesbar ist – ohne dass Nutzer zoomen müssen. Eine Mindestgröße von 16px wird empfohlen. Statt fixer Pixelwerte sind relative Einheiten wie EM oder REM sinnvoller. Diese ermöglichen es, dass die Schriftgröße an die Benutzereinstellungen des Browsers angepasst wird. Besonders für Nutzer, die eine größere Schrift benötigen, ist dies ein wichtiger Vorteil.
Sprechende ALT-Texte bei Bildern hinterlegen
Bilder sollten immer mit aussagekräftigen ALT-Texten versehen werden. Diese helfen sehbehinderten Nutzern, den Bildinhalt über Screenreader zu erfassen. ALT-Texte sollten präzise und beschreibend sein, aber unnötige Begriffe wie „Bild von“ vermeiden.
ALT-Texte bei Bildern sind einerseits für die Barrierefreiheit wichtig. Andererseits sind sie auch wichtig für die Suchmaschinenoptimierung von Bildern.
Sinnvolle und beschreibende Link-Texte
Links sollten den Zielinhalt klar beschreiben.
Vermeiden:
- „Hier klicken“
- „Mehr erfahren“
- usw.
Besser: „Mehr über unsere Dienstleistungen erfahren“.
Keine wesentlichen Inhalte verstecken - Hover-Effekte mit Bedacht einsetzen
Versteckte Inhalte oder Elemente, die nur durch Mausbewegungen (Hover-Effekt, Mouse-Over) sichtbar werden, können für Nutzer mit Sehbehinderungen oder motorischen Einschränkungen problematisch sein. Auf mobilen Endgeräten (zB Tablet, Handys) sind diese Hover-Effekte ebenfalls problematisch.
Stelle sicher, dass alle wichtigen Inhalte zugänglich sind.
Slider, Videos und Co. mit gut zu bedienender Navigation
Interaktive Elemente wie Slider oder Videoplayer sollten einfach bedienbar sein – sowohl per Maus als auch per Tastatur. Sie sollten nicht automatisch starten und eine klare Navigation (Start/Stopp, Zurück/Vorwärts) ermöglichen. Die Bedienelemente sollten gut erreichbar und zugänglich sein.
Videos mit Untertiteln versehen
Videos sollten mit Untertiteln versehen sein, um sie für hörgeschädigte Nutzer verständlich zu machen. Alternativ kann eine transkribierte Version des Inhalts bereitgestellt werden.
Auf mobile Barrierefreiheit achten
Achte darauf, dass deine Website auch auf Mobilgeräten barrierefrei ist:
- Schaltflächen sollten groß genug sein, um sie leicht anzutippen zu können.
- Inhalte sollten sich an verschiedene Bildschirmgrößen anpassen.
So testest du deine Website auf Barrierefreiheit
Die Barrierefreiheit deiner Website sollte regelmäßig getestet werden. Dabei helfen folgende Methoden:
- Mit der Tastatur durchklicken: Lässt sich die Seite komplett ohne Maus bedienen?
- Screenreader testen: Programme wie NVDA oder VoiceOver helfen, die Lesbarkeit für sehbehinderte Nutzer zu überprüfen.
- Schriftgröße auf 200% stellen: Bleibt die Website lesbar und funktioniert das Layout noch korrekt?
- Automatisierte Tests mit Tools: Nutze Werkzeuge wie Google Lighthouse, WAVE oder den Pagespeed-Insights-Test, um potenzielle Barrieren zu identifizieren.
Fazit: Barrierefreiheit ist keine einmalige Aufgabe
Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die hier aufgeführten Maßnahmen sind einfache erste Schritte, um eine Website für alle Nutzer*innen zugänglich zu machen. Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, kann auf den WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) aufbauen, um weitere Verbesserungen vorzunehmen.
Wie barrierefrei ist deine Website bereits? Teste sie doch gleich mit einem der genannten Tools!

Inwieweit trifft dich Barrierefreiheit im Web?
Generell sollten wir alle nach digitaler Barrierefreiheit streben.
Warum? Ein Beispiel: Ich werde irgendwann älter und kann dann vermutlich zB kleine Texte nicht mehr so gut lesen. Ausreichend Kontrast und große bzw. anpassbare Schriften wären dann hilfreich.
Es ist sinnvoll das Thema digitale Barrierefreiheit im Fokus zu behalten. Melde dich,
- wenn du erste Schritte zur barrierefreien Website setzen willst oder
- wenn dein Unternehmen sogar dazu verpflichtet ist.